Die Journalistin Daphne Hruby wagt sich in diesem vierteiligen Ö1 Radiokolleg ganz mutig an das Riesenthema „Was ist Bewusstsein?“.
Dafür spricht sie mit einer Reihe von Experten, u.a. auch Dr. Rudolf Kapellner.
Daher stellen wir in der Schule für Bewusstsein dieses Radiokolleg zur Verfügung und zur Diskussion.
Am Ende der Seite finden Sie die Beiträge zum Anhören.
Die Termine:
Die Serie dauert Montag, 14. Februar 2022 (1. Teil) bis Donnerstag, 17. Februar 2022 (4. und letzter Teil).
Sendezeiten:
Jeweils Vormittag von 9h05 – 9h30 und Wiederholung am Abend um 22h08
Diese Sendungen können in der Ö1-Nachlese für 1 Woche nachgehört werden.
Wenn dieses Radiokolleg weiter hörenswert sein sollte, wird es in der Schule als Podcast weiter zur Verfügung stellen und wir werden Diskussionen samt Fragen und Antworten mit Dr. Rudolf Kapellner beginnen.
Mehr Infos dazu nach der Sendung ab dem 18. Februar 2022.
Der Text von Daphne Hruby:
Eine Reise in kognitive Zwischenwelten (1). Gestaltung: Daphne Hruby
95 Prozent unserer Entscheidungen laufen unbewusst ab. Diese Größenordnung mag anfangs vielleicht erschrecken.
Doch wagen wir ein Gedankenexperiment: stellen Sie sich vor, Sie befinden sich auf dem Weg zur Arbeit. Als erstes passieren Sie das Stiegenhaus. Nehmen wir an, Sie würden nun bei jedem einzelnen Schritt überlegen, wie, wo und in welchem Tempo Sie diesen am besten setzen. Gleichzeitig ruft Sie gerade eine Freundin auf Ihrem Handy an. Im selben Moment hören Sie draußen die Sirene eines Rettungswagens und aus der Nachbarwohnung dringt Babygeschrei. Nehmen wir also an, Sie würden jeden einzelnen dieser Reize bis ins kleinste Detail durchdenken – und das alles gleichzeitig. Sie wären wohl nicht mehr imstande einen einzigen Schritt zu setzen, würden die Stufen hinunterfallen und angesichts der Reizüberflutung wahnsinnig werden.
In jeder Sekunde werden wir mit unzähligen Informationen überflutet. Es hat seinen Sinn, dass das Gehirn diese filtert und nicht alles in unser Bewusstsein vordringen lässt.
Der Physiologe Benjamin Libet hat Ende der 1970er Jahre in Experimenten gezeigt: unser Gehirn gibt den Befehl zu einer Bewegung bevor diese Entscheidung überhaupt in unser Bewusstsein vorgedrungen ist – genau genommen 0,35 Sekunden früher. Sind wir also Sklaven unseres eigenen Gehirns? Libets ursprüngliche Schlussfolgerung, wir besäßen in vielen alltäglichen Handlungen keine Willensfreiheit, sind auch umstritten.
Was ist überhaupt Bewusstsein? Darüber zerbrechen sich die großen Denker und Denkerinnen seit Anbeginn der Menschheit ihre Köpfe. Rene Descartes meinte: „Ich denke, also bin ich“.
Freud wiederum sagte: „Das Unbewusste ist das eigentlich reale Psychische“. Er sah den Traum als „Königsweg zum Unbewussten“ und damit auch zur eigenen Persönlichkeit. Im Schlaf verarbeiten wir die Eindrücke des Tages. Dieser unbewusste Filterprozess ist enorm wichtig – sowohl für unsere psychische als auch unsere körperliche Gesundheit.
Wach oder schlafend. Einige Menschen sind immer wieder zwischen diesen zwei Welten gefangen. Im Schlaf befindet sich unser Körper immer wieder in einer Art Lähmungszustand.
Das bewahrt uns davor, dass wir unsere geträumten Tätigkeiten auch tatsächlich ausführen und uns dabei verletzen. Wenn der Kopf nun aber vor dem Körper erwacht, sind wir noch für einige Sekunden gelähmt. Im Fachjargon nennt man dieses Phänomen: Schlafparalyse.
Neben dem Schlaf und dem Traum gibt es viele Zustände, die in einer Art Zwischenwelt angesiedelt sind. Fällt ein Mensch etwa ins Wachkoma, weiß man nicht genau, wie viel dieser noch von seiner Umwelt wahrnimmt. In einigen Kulturen und Religionen versetzen sich Menschen gewollt in Trancezustände abseits des Bewusstseins. Die Hypnose wiederum hat Einzug in mehrere moderne Therapien gefunden. Und nicht zuletzt stellt sich die Frage, in welche Zwischenwelt Phantasien und Tagträume fallen.
Interessant wären auch gängige Definitionen des Bewusstseins, die ich in der Sendung nicht hörte. Ich stimme zu, daß eine vollständige Beschreibung des Bewusstseins wegen der Komplexität der Fragestellung in weiter Ferne liegt.
Jedoch gilt der Gödel’sche Unvollständigkeitssatz nur für widerspruchsfreie formale axiomale Systeme. Nach dem eine Beschreibung des Bewusstseins auf welcher Beschreibungsebene auch immer ( neurophysiologisch, psychologisch ect.) sicher nicht in Form von Axiomen abgeleiteten Symbolketten geschehen wird, ist er hier irrelevant. Er zeigt lediglich, dass sich in einem hinlänglich mächtigen formalen System Symbolketten bilden lassen, die wenn sie als ableitbat betrachtet werden, zu Widersprüchen führen -oder, wenn man sie als nicht anleitbar betrachtet, das System unvollständig lassen – als Widerlegung der in der Pricipia Mathematica postulierten Vollständigkeit.
Nebenbei bemerkt: Widerspruchsfrei ist der Mensch ohnehin nicht.